Holzgas
SWRO informiert / 24.08.2021

Spannende Altholz-Experimente

Strom und Wärme in den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) der Stadtwerke mit Holzgas aus Altholz zu produzieren: das schont Ressourcen und leistet vor Ort einen Beitrag zum Klimaschutz. Deshalb testen die Stadtwerke mit der Firma Zosseder, wie sich mit dem bewährten Vergasungsverfahren der Stadtwerke auch aus diversen Althölzern regenerative Energie gewinnen lässt. Im Rahmen ihres vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projektes haben die Partner dafür 36 Monate Zeit.

 

Auf dem Weg zu optimalen Hackschnitzeln

Altholzvergasung :: Schritte Hackschnitzel

Die im Landkreis Rosenheim ansässige Firma Zosseder ist im Projekt für die Aufbereitung der Altholzkategorien A I bis A III zu verwertbaren Hackschnitzeln zuständig. Dabei führt sie Versuche mit verschiedenen Abfällen aus Hölzern und Holzwerkstoffen durch: Schwemmholz aus Flüssen, das dem Wald- Restholz am ähnlichsten ist, macht dabei den Anfang. Sind die Versuche erfolgreich, geht es mit Palettenholz und Bauabbruchholz weiter – bis zu ausrangierten Möbeln, die oft aus Holzwerkstoffen bestehen. 

„In den Versuchen steigern wir so immer weiter den Schwierigkeitsgrad“, erklärt Philipp Mend, Projektleiter der Stadtwerke Rosenheim. „Denn alte Möbel zu nutzbaren Holzhackschnitzeln zu verarbeiten, ist besonders anspruchsvoll. Diese sind oft mit Metallen, mineralischen Anhaftungen und weiteren Materialien versetzt – und alles muss vor dem Vergasungsprozess aus dem Holz heraus.“
Dafür durchläuft das Möbel-Altholz verschiedene Aufbereitungsstufen (Grafik links).

Am Ende sollen die Hackschnitzel nur noch zwischen 10 und 40 mm groß sein. Nur dann kann sie die Holzgasanlage der Stadtwerke optimal verarbeiten. 

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Philipp Mend, Projektleiter Stadtwerke Rosenheim

„Wir gehen in vielen Zwischenschritten vom Wald-Restholz zum Altholz. Damit lässt sich Bioenergie gewinnen, die wichtig für die Erreichung unserer Klimaziele ist“

Die Stadtwerke-Tests zur Altholzvergasung

Bei den Stadtwerken wird dann im Vergasungsverfahren genau geschaut, wie sich die Anlage bei den verschiedenen Altholzarten verhält. Dabei wird mit besonderer Spannung auf die Vergasung von Holzwerkstoffplatten geblickt. „In unserer Holzgasanlage herrschen Temperaturen bis zu 1.000 Grad Celsius“, erklärt Philipp Mend. „Eine Spanplatte würde bei dieser Hitze schnell zu Sägemehl – da stellt sich die Frage, wie die Anlage damit zurechtkommt. Das und mehr werden wir bei unseren Versuchen herausfinden.“ Außerdem wird eine Vorrichtung zum Störstoffaustrag am Vergaser montiert. Da auch mit den besten Aufbereitungsmethoden nicht alle Metalle vom Hackschnitzel getrennt werden können, sammeln sich diese im Vergaser an. Und durch einen hohen mineralischen Anteil in Schwemmholz entstehen Schlackebrocken. Für einen stabilen Dauerbetrieb muss beides im laufenden Betrieb aus dem Vergaser ausgetragen werden. Auch auf die Reinigung des Altholzgases richten die Stadtwerke einen besonderen Fokus. Schließlich soll das Holzgas aus Altholz die gleiche Güte aufweisen wie das aus Wald- Restholz, damit es sämtliche Umweltauflagen des Immissionsschutzes erfüllt. Deshalb führen die Stadtwerke zurzeit Versuche dazu durch, den Holzhackschnitzeln Kalk zuzugeben. Denn Kalk kann im Vergasungsprozess saure Bestandteile binden – das wäre auf dem Weg zum besten Holzgas ein großer Erfolg. 

Was aus diesem Projekt werden kann?

Zeigt sich, dass aus den diversen Althölzern ein klimaneutrales Holzgas gewonnen werden kann, sollen in Rosenheim Anlagen entstehen, die diese Bioenergie nutzen. Das Holzgas ersetzt dann als regional erzeugter Brennstoff das Erdgas, das bisher für die Strom- und Fernwärmeproduktion verwendet wird.