Seit 1896 in Rosenheim
1896 ist es kalt und dunkel in den Zimmern und Wohnungen der Rosenheimer. Mit Kerzen und Petroleumleuchten wurde Licht gemacht. Feuerstellen wurden genutzt, um zu kochen und die Räume zu erwärmen. Gebadet wurde im damaligen Kaiserbad oder in der städtischen Schwimm- und Badeanstalt. Die Wege waren nur selten befestigt und Straßenlaternen gab es nur wenige – heute kaum noch vorstellbar.
Das industrielle Zeitalter lässt Rosenheim erblühen
Mit dem neuen Standard wurden Erweiterungen zwangsläufig. Der Bahnhof, ein Knotenpunkt in Rosenheim sollte ebenfalls mit Beleuchtung ausgestattet werden, daher wurde das Elektrizitätswerk 1900 erweitert um den Bedarf zu decken.
Im Jahr 1900 war Rosenheim mit 14.000 Einwohnern bereits nach München und Ingolstadt die drittgrößte Stadt in Oberbayern. 1901 wird Stromversorgung für knapp 500 private, öffentliche und gewerbliche Anschlüsse geboten. Immer mehr Industriebetriebe siedeln sich an. Die innovative Infrastruktur Rosenheim macht das möglich. So waren 1907 bereits 2000 Arbeiter in den Betrieben beschäftigt.
Da wundert es nicht, dass 1910 die Leitzachwerke und später die Oberbayerische Überlandzentrale das Elektrizitätswerk in ihre Verwaltung bringen wollten. Die Stadtväter prüften das sehr genau und lehnten aber wegen der Pachtsummen, Pachtzeit, der Sicherstellung der Pensionsansprüche der Angestellten bei Übernahme, Verwaltungskosten und anderes mehr ab.
Die Wirtschaftswunder-Zeit
Der wirtschaftliche Aufschwung bedarf eines stetig steigenden Strombedarfs und erfordert ein neues Schalthaus, das neben dem Wasserkraftwerk in Oberwöhr errichtet wird und der Abwicklung des Fremdstrombezuges von den Isar Amperwerken dient.
In den Folgejahren steigt der Strombedarf stetig weiter, sodass folglich ein weiteres Schalthaus „Am Anger“, hinter dem Sparkassen Hochhaus, entsteht. Am 16. Dezember 1955 liefert das Heizkraftwerk erstmals Dampf an die Firma Gervais (heute: Danone). Vorausgegangen war eine Untersuchung, den steigenden Strombedarf auch weiterhin im Wege der Eigenerzeugung abzudecken und die ungünstige energiewirtschaftliche Situation mithilfe der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zu verbessern. KWK bedeutet, dass sowohl die Strom-Energie als auch die Wärmeenergie gewonnen wird und so sehr effizient gearbeitet wird. Bereits 1961 war eine beträchtliche Erweiterung des Werkes notwendig, da die Zahl der Wärmeabnehmer von 20 auf 91 gestiegen ist. Mit dem Heizkraftwerk wird eine moderne Müllverbrennungsanlage gekoppelt, die derzeit im Bau ist.
Traditioneller und nachhaltiger Strom für 2.400 Haushalte
Die beiden Generatoren, die bereits seit 100 Jahren in Betrieb sind, erzielen zusammen eine Leistung von bis zu 1.200 Kilowatt.
Das reicht aus, um Strom für 2.400 Rosenheimer Haushalte zu produzieren. Damit leistet das Kraftwerk mittlerweile zwar nur noch einen vergleichsweise kleinen Beitrag zur lokalen Stromversorgung – schließlich ist der Energieverbrauch in der Vergangenheit stetig gestiegen. Doch die Anlage am Mangfallkanal hat einen großen symbolischen Wert: Sie zeigt, dass es den Rosenheimern schon im vorletzten Jahrhundert sehr wichtig war, ihren Strom selbst vor Ort zu erzeugen. Diese Tradition schreiben die Stadtwerke Rosenheim heute mit ihrem Energiekonzept fort.